In Gefühlsverwirrungen

von Georg Kasch

4. Mai 2012. Ungewöhnlich dieser Handlungsort, und nicht gerade eine gestalterische Steilvorlage: ein Mädchenklo. In seiner Wiesbadener „Hide & Seek“-Uraufführung hat Regisseur Stefan Schletter eine Designervariante auf die Bühne gestellt, mit Metallrahmen und halbtransparentem Kunststoff auf schwarzweiß gekacheltem Podest. Hier treffen sich Paula und Vanessa, um mit ihren Sammel-Tieren zu spielen.

Bis Vanessa mit Luca anbandelt. Paula ist wieder allein mit sich, dem schwierigen Erwachsenwerden und einer Schachtel voller Erinnerungen. Immer wieder wendet sich Lilian Mazbouh direkt ans Publikum, um Paulas Geschichte mit leicht genervtem Unterton zu erzählen. Natürlich versucht Paula, die Entwicklungen aufzuhalten – und trifft damit am härtesten Luca, der selbst Probleme mit Geheimnissen hat und damit, zu sich selbst zu stehen.

Videoclip-Ästhetik hideseek2 lenaobst"Hide & Seek" © Lena Obst

In Esther Rölz’ „Hide & Seek“ haben gleich mehrere Schüler der achten Klasse etwas zu verstecken: der coole Daniel Drogen, Luca und Paula Teile ihrer Vergangenheit. Dass dabei auch die Jungs auf der Mädchentoilette herumhängen, gehört zu den logischen Voraussetzungen, die man wohl einfach akzeptieren muss. Anders als „Fatima“ und „Tschick“, die beiden weiteren Heidelberger Jugendstücke, wendet sich „Hide & Seek“ ausdrücklich an die Pubertätsgeneration.

Lange wildert die Handlung bei der Soap und die Inszenierung beim Videoclip, reißt sie Themen wie Drogenmissbrauch, die Ungleichzeitigkeit der Entwicklungen und die pubertären Gefühlsverwirrungen reißbrettmäßig an, bis sie berührend in ein offenes Ende mündet. Jetzt wird klar, was Paula und Luca im Weg steht. Aber was sie mit diesem Wissen anfangen werden, bleibt Diskussionsstoff fürs Zielpublikum.

 

Hide & Seek
von Esther Rölz
Uraufführung
Regie und Bühne: Stefan Schletter, Kostüme: Heike Ruppmann, Choreografie: Aoi Nakamura, Videoprojektion: Frank Sauer und Sven Sauer, Dramaturgie: Maja Friedrich.
Mit: Carolin Freund, Lilian Mazbouh, Elke Opitz, Wolfgang Zarnack, Sergej Gößner.
www.staatstheater-wiesbaden.de

 

Mehr über "Hide & Seek" und die anderen eingeladenen Jugendstücke in einem Essay von Christian Rakow, der die Produktionen ins Panorama des gegenwärtigen Jugendtheaters einordnet.

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