Autorenpreis geht an Thomas Arzt

6. Mai 2012. Thomas Arzt wurde zum Abschluss des 29. Heidelberger Stückemarkts mit dem Autorenpreis für sein Stück Alpenvorland ausgezeichnet. Dina Soliman, Autorin aus dem diesjährigen Gastland Ägypten, erhielt für A’raies – Kleine Jungfrauen den Internationalen Autorenpreis. Der erstmals vergebene JugendStückePreis geht an die Produktion Fatima von Atiha Sen Gupta, beim Stückemarkt präsentiert in der Inszenierung des Staatstheater Hannover von Mina Salehpour.

Spontan vergab die Jury in diesem Jahr erstmals einen Nachwuchspreis. Dieser geht an Wolfram Höll für sein Stück Und dann. Der Nachwuchspreis ist dotiert mit 2.500 Euro.

Mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde Katja Hensel. Ihr Stück [Önf] – Womit keine Zahl rechnet erhielt die meisten Stimmen der Zuschauer, die im Anschluss an die Lesungen der drei Autorentage in geheimer Wahl über ihre Favoriten abstimmen konnten. Nominiert für den Publikumspreis waren drei ägyptische und sieben deutschsprachige Stücke.

Erstmals wurde der Zweitaufführungspreis im Rahmen des Stückemarktes vergeben. Der ehrenamtliche Kurator Jürgen Berger gab seine Stimme dem Stück von Rebekka Kricheldorf Villa Dolorosa in der Regie von Erich Sidler, inszeniert am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Der undotierte Preis ist verbunden mit einer Gastspieleinladung zu den Mülheimer Theatertagen NRW.

thomasarzt 250 matthias weigelThomas Arzt © Matthias Weigel

Aus den Begründungen

Die Jury begründetet ihr Votum für Thomas Arzts Alpenvorland so: "Thomas Arzt hat eine böse Gesellschaftskomödie geschrieben, ein groß angelegtes Panorama, das an Arthur Schnitzler erinnert. Realistische Dialoge unterbricht er durch Prosa- und Liedtexte, in denen Gedanken fließen und Visionen aufblitzen. Die Charaktere sind psychologisch präzise gezeichnet, das Porträt einer Generation der Einzelkämpfer, die in der verlorenen Heimat nach Orientierung und Nestwärme suchen. Doch die Dagebliebenen sind auch nicht glücklich geworden und trauern verpassten Chancen nach."

Über Wolfram Hölls Und dann heißt es, der Text habe "einen faszinierenden Flow. (...). Erinnerungsschichten überlagern sich in einem formal genau komponierten, lyrisch-musikalischen Text. Dessen Bilder viele Interpretationen zulassen, bloß keinen Realismus. Wolfram Höll fordert das Theater heraus. Für seinen Text muss jeder Regisseur eine eigene Form finden. Wie in einer Kurzgeschichte beschreibt er ein Ereignis, das ein Leben verändert, und zwar weitgehend aus der Sicht eines Kindes. Ein berührender, rätselhafter, eigensinniger und sinnlicher Text."

Zu Dina Solimans A'raies meinte die Jury, es besteche "durch seine Kritik am tradierten Frauenbild in weiten Teilen der ägyptischen Gesellschaft. Die Sprache in 'A'raies' reicht von eindringlicher Poetik über verfremdete Verwendung gesellschaftlicher Normative bis hin zu großer Figurennähe im Alltäglichen und kann mit gutem Recht als vielschichtig bezeichnet werden."

Die Jury

Mitglieder der Jury in diesem Jahr waren der freie Kulturjournalist Stefan Keim, der Dramatiker Dirk Laucke, Iris Laufenberg, bis 2011 Leiterin des Theatertreffens der Berliner Festspiele und künftige Schauspieldirektorin am KonzertTheaterBern, die Generalintendantin des Saarländischen Staatstheater Saarbrücken Dagmar Schlingmann und Jürgen Popig, Leitender Schauspieldramaturg in Heidelberg sowie Künstlerischer Leiter des Heidelberger Stückemarkts. Außerdem wurde die Jury für die Vergabe des JugendStückePreises durch fünf theaterbegeisterte Jugendliche unterstützt: Tizian Erlemann, Julika Jüngling, Lotta Pommerien, Leander Senghas und Ronja Wann.

Der Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts wird seit 2008 von der Manfred Lautenschläger-Stiftung ausgelobt und ist mit 10.000 Euro dotiert. Der Internationale Autorenpreis mit 5.000 Euro wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg finanziert und wird an einen der Autoren des Gastlandes vergeben. Der 2012 erstmals vergebene JugendStückePreis ist mit 6.000 Euro dotiert und wird gestiftet durch die Volksbank Kurpfalz H & G Bank – zusätzlich wird die prämierte Produktion im Rahmen der neuen Kooperation bei den Mülheimer Theatertagen NRW gezeigt. Stifter des mit 2.500 Euro dotierten Publikumspreises ist der Freundeskreis des Theater und Orchester Heidelberg.

(Theater Heidelberg / sik)

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